Jiří Kratochvil

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Jiří Kratochvil wurde am 4. 1. 1940 im mährischen Brünn (Brno) geboren. Sein Vater, Lehrer, Ornithologe und Jugendbuchautor, emigrierte 1951 in die USA und siedelte 1956 in die Bundesrepublik über, wo sich zuvor auch der Onkel des Schriftstellers niedergelassen hatte. Trotz dieses familiären „Makels“ durfte Kratochvil das Abitur ablegen und, nach dem Arbeitseinsatz in einem Stahlwerk in Ostrava, Bohemistik und Russistik an der Brünner Universität studieren. Er schloss das Studium 1965 mit einer Diplomarbeit über den Dichter Vítězslav Nezval ab. Nach kurzzeitiger Lehrertätigkeit an einer Fachoberschule in der ostböhmischen Kleinstadt Dobruška wurde Kratochvil 1966 Bibliothekar in der Brünner Redaktion des Tschechoslowakischen Rundfunks. Seine ersten Erzählungen erschienen seit 1964 in verschiedenen Literaturzeitschriften. Nach dem Prager Frühling wurde der Autor mit Publikationsverbot belegt und musste verschiedene manuelle Berufe – zum Beispiel Kranführer, Nachtwächter, Heizer und Telefonist – ausüben. Ein Band mit seinen Erzählungen wurde 1971 verboten und eingestampft. Im Samizdat der 1970er und 1980er Jahre veröffentlichte Kratochvil nur sporadisch. Seine Theaterstücke wurden 1978 im inoffiziellen Brünner „Wohnungstheater“ aufgeführt. Nach der politischen Wende war Kratochvil zunächst in der Kulturredaktion des Tschechischen Rundfunks tätig, seit Mitte der 1990er Jahre ist er freier Schriftsteller. Bis einschließlich 2010 publizierte er zwölf Romane, drei Erzählbände, zwei ...